Permakultur und Ökosystem

Zuckermais mit Borretsch und Ringelblume
Ein gesundes Ökosystem braucht Beikräuter und Blumen.

Mit Permakultur kannst Du das ökologische Gleichgewicht in Deinem Garten und in Deiner Umgebung verbessern. Das gelingt, wenn Du die Grundlagen und Kriterien der Permakultur beachtest. Doch was ist das eigentlich – ein Ökosystem? Und was ist ein ökologisches Gleichgewicht? Und was bedeutet dies für Deine Permakultur?



Ökosysteme ohne Menschen

Bevor wir Menschen über die Erde wandelten, war die Erde wild. Sie war reine Natur. Es herrschte ein natürliches ökologisches Gleichgewicht. Es war alles bester Ordnung und noch nie hatte sich jemand Gedanken darüber gemacht, wie man das alles im Gleichgewicht halten könnte. Dann kam der Mensch und verwandelte die Wildnis nach und in Agrarlandschaften, Wohngebiete und Gärten.

 

Doch warum tat der Mensch dies und veränderte das Ökosystem? Warum ist die Menschheit nicht Jäger und Sammler geblieben? - Nun, weil die Wildnis nicht zum Überleben reicht, sobald die Anzahl an Menschen zunimmt. Einigen Stämmen und kleinen Völkern ist es trotzdem gelungen, als Jäger und Sammler im völligen Einklang mit der Natur zu leben. Ganz ohne Eingriffe ins vorhandene Ökosystem. Doch sie wurden nie zu großen Völkern. Sie schufen niemals eine fortschrittliche Hoch-Kultur wie die unsere. Und sie können in aller Regel nur dort überleben, wo es ganzjährig warm genug ist.

 

Eine Ausnahme bildeten hier die Inuit (Eskimos) und einige mongolische Völker. Sie hatten gelernt, mit wenigen Mitteln harte Winter zu überstehen. Doch als sie Häuser bauen konnten, als Strom verfügbar wurde und als ganz allgemein die Errungenschaften unserer Hochkultur zur Verfügung standen, wechselten sie ihre Lebensweise schnell. Aber sie wissen immer noch, wie man ohne diese kulturellen Errungenschaften zurecht kommt und passen ihre Lebensweise ganz nach Bedarf an.

 

Auf unserer Erde gibt es immer noch viele Wildnis-Gebiete. Sie sind das grüne und blaue Herz unserer Erde , die das Gesamtsystem des Planeten am Laufen halten. Die meisten dieser Wildnis-Gebiete sind für uns Menschen zu unwirtlich. Andere sind zu weit entlegen oder sehr schwer zu erreichen. Dort besteht die ursprüngliche Wildnis fort, von Menschen ungestört.  


Ökosysteme mit Menschen

Wie wir alle wissen, steht das Ökosystem Erde auf wackeligen Beinen und ist dabei, in eine von Menschen gemachte Warmzeit zu kippen. Permakultur ist einer der Versuche, praktische Lösungsansätze zu bieten. Solche, die sich einfach umzusetzen lassen und gleichzeitig einen guten Ernteertrag ermöglichen.

 

Weil es auf meiner Website hauptsächlich um die Permakultur im heimischen Garten geht, überspringe ich jetzt mal das Thema Landwirtschaft. Ich meine zwar, dass für ein gesundes Ökosystem auf den Äckern mehr Artenreichtum, eine kleinteilige Feldwirtschaft, viele Knicks (spezielle Heckenlandschaften), blühende Ackersäume, Verwendung von biologischen Düngern und eine den Boden schonende Bearbeitung mit hinzu gehören. Und dass es in den Wäldern darum geht, sie hitzefest und artenreicher zu machen. Doch das ist jetzt nicht das Hauptthema, weil dies eine Garten-Website ist.

 

Mir geht es ganz speziell um Deinen Garten und wie Du in Deinem Garten das ökologische Gleichgewicht verbessern kannst. Natürlich ist Dein Garten im Verhältnis zur Erde winzig klein. Dennoch werden positive Effekte auf Deine Umgebung nicht ausbleiben.


Das Ökosystem in Deiner Permakultur

Dein Permakultur-Garten hat ein gutes Ökosystem, wenn in ihm alles blüht und gedeiht, wenn es summt und brummt, wenn Deine Nutztiere sich sichtlich wohlfühlen und Du mit Deiner Ernte rundum zufrieden bist.

 

Doch Halt: Das funktioniert nicht vom ersten Tag an gleich gut. Wenn Du nämlich einen „normalen“ Garten in einen Permakultur-Garten umbaust oder eine Brachfläche ganz neu als Permakultur-Garten gestaltest, dann geschieht zunächst dies:

 

Es kommen nach und nach immer mehr Tiere in Deinen Garten. Einige Tiere, über die Du Dich freust, wie Schmetterlinge und Vögel. Und andere Tiere, die Dir zunächst jede Menge Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Dazu gehören Schnecken, Stechfliegen und Wühlmäuse. Ist Dein Ökosystem jetzt im Eimer? Ich sage: Nein. Denn die Verwandlung von einem Gartenkonzept zu einem anderen Gartenkonzept braucht etwas Zeit und Geduld. Wann immer Du etwas Grundlegendes in Deinem Garten änderst, veränderst Du etwas am Ökosystem. Und das kann Nebenwirkungen haben. Doch diese sind zum Glück vorübergehend.

 

Außerdem wandern viele wilde Pflanzen in Deinen Garten ein. Einige stellen eine echte Bereicherung dar und andere entwickeln sich, wiederum vorübergehend, zur Plage. Bei den Pflanzen kannst Du durch Ausrupfen und Ausgraben gegenhalten. Besonders, wenn es sich um Neophyten handelt. Bei den tierischen „Invasoren“, ist die Sache schon etwas schwieriger...

 

In einem meiner ersten Jahre konnte ich keinen Spatenstich tun oder sonstwie die Erde bearbeiten, ohne dass mich eine Horde Bremsen überfiel. Dann gab es wiederum eine Zeit, in der sich die Kreuzottern aus dem Biotop nebenan bei mir umschauten. Ich habe mehr als einmal mein Bein für ein paar Tage hochlegen müssen. Auch diese Phase ging vorüber.

 

In diesem Jahr waren es die Rehe, die mein Gärtner-Glück in Frage stellten. Klar, hatte ich schon vorher Rehe im Garten. Das liegt an der Lage des Grundstückes, so nah am Biotop mit der Wasserstelle. Aber heuer, da kamen die Rehe und eines mit Kitz, das frisch abgelegt und mitten im Garten gesäugt wurde. Was sehr romantisch klingt, ist für einige Gemüse und Beerensträucher eine Katastrophe. Eine echte Störung, aber zu meinem Glück, vorübergehend.

 

Ist mein ökologisches Gleichgewicht jetzt im Eimer oder gefährdet? Nein, es verändert sich und zwar in Wellen und irgendwie nach Themen geordnet. Jedenfalls hatte ich nie alle Probleme auf einmal. Wenn es bei Dir gerade eine Schnecken-Invasion ist, dann guck mal hier nach: Schnecken

 

Lohnt sich dann überhaupt die Mühe, einen Permakultur-Garten anzulegen und zu pflegen? Oder einen reinen Naturgarten ohne nennenswerte Ernteerträge? Ja, sie lohnt definitiv. Mein Garten ist jetzt artenreicher, ohne dass ich alles selbst angepflanzt hätte. Das nennt man Biodiversität und die stabilisiert das ökologische Gleichgewicht. In meinem Garten und weit darüber hinaus.

 

Ich zähle die Anzahl der Insektenarten nicht. Ich gucke auch nicht allzu genau hin, wie viele Kröten, Ringelnattern, Schmetterlinge (es sind viele und sehr viele unterschiedliche) und Vögel sich in meinem Garten aufhalten. Wenn sich die Katzen der Umgebung in meinem Garten aufhalten und dort jagen, dann weiß ich, dass es dort noch ein paar Mäuse oder andere Leckerbissen für sie zu holen gibt. Der Garten funktioniert und ist eine grüne, blühende und erholsame Oase mit gutem Ernteertrag. Das nenne ich ein gutes Ökosystem. 


Weitere Einflüsse auf Deine Permakultur

Kein Permakultur-Garten lebt für sich alleine. Es gibt immer einige Nachbargärten und weitere Kulturlandschaften in der Nähe. Diese beeinflussen das Ökosystem in Deinem Garten. Zusammen mit diesen bildest Du ein größeres Ökosystem. Denn weder Katzen, noch Schmetterlinge, noch Vögel halten sich an irgendwelche Gartengrenzen. Und Pflanzensamen werden vom Wind weit getragen. Dein Garten wird mit beeinflusst und Du beeinflusst Deine Umgebung durch Deinen Garten.

 

Beispiel 1: Wenn Du einen naturnahen Garten oder eine Permakultur neu anlegst und dann auf der ganzen Gartenfläche mulchst oder Flächen-Kompost auslegst, wittern die Schnecken der ganzen Umgebung eine Party. Sie ziehen in Deinen Garten um und schon hast Du eine Schneckenplage, inklusive anschließender Vermehrung. Mein Tipp: Lass nicht ganz so viel herumliegen und begrenze die Orte, an denen der Mulch ist. Das macht die Natur auch nicht, außer im Herbst und Winter.

 

Beispiel 2: Wenn Du nahe an einem Gewässer oder Teich lebst, wird es in Deinem Garten mehr Insekten und Vögel geben. Das ist gut. Freue Dich daran. Je besser das Ökosystem in Deiner Umgebung ist, desto leichter wird Dein Permakultur-Garten gelingen.

 

Aber auch in einer Umgebung, in der hässliche und nicht ganz so hässliche Steingärten dominieren, gibt es keinen Grund zur Verzweiflung. Profitiere von diesen Steingärten, weil das Kleinklima in Deiner Umgebung heiß und trocken ist. Spezialisiere Deinen Permakultur-Garten in Richtung mediterran. In einer solchen Umgebung haben es ganz bestimmte Nutzpflanzen leicht, die es in meinem kühlen und durchaus schattigen Permakultur-Garten niemals schaffen würden. Denke an den Süden und was dort wächst und im Winter draußen stehen bleiben kann.

 

Beispiel 3: Wenn Dein Garten oben in den deutschen Mittelgebirgen oder am Alpenrand liegt, ist Dein Gartenjahr kürzer als unten in der norddeutschen Ebene mit deren milden Wintern. Je nach Höhenlage wirst Du Deinen Garten anpassen müssen und auf Pflanzen verzichten. Als Ausgleich wirst angepasste Nutzpflanzen und einheimische (Berg-)Kräuter mit hinzu nehmen können.

 

Wenn Du stattdessen in Norddeutschland wohnst, dann nutze den Winter und pflanze einige kurzweilige Wintergemüse und Wintersalate. Das ist etwas, von denen die Menschen oben in den Bergen wegen der dicken Schneedecke nur träumen können.

 

Die Lage entscheidet, was Du in Deinem Garten tun kannst, um für ein gutes Zusammenspiel Deiner Pflanzen und Tiere und dafür ein gutes ökologisches Gleichgewicht zu sorgen. 

 

Darum kann Dir auch niemand sagen, wie man ein Ökologisches Gleichgewicht so ganz allgemein verbessern kann. Denn jede Verbesserung ist ortsspezifisch. Die Antwort ist: Sieh´Dir an, wo Du wohnst und was dort schon wächst. Dann passe Dich an. Schritt für Schritt. Mit allen kleinen Fehlern und Überraschungserfolgen, die das mit sich bringt.

 

Übrigens wissen die nahe gelegenen Gartenfachhändler immer recht genau, was in Deiner Gegend geht und was nicht. Die haben oft keine Ahnung von Permakultur, aber ein ziemlich gutes Händchen für die richtige Sortenauswahl und den richtigen Zeitpunkt zum Pflanzen dieser örtlich gut angepassten Sorten.


Ökosysteme in großen Permakultur-Gärten

In größeren Permakultur-Gärten bietet sich eine Einteilung des Gartens in Permakultur-Zonen förmlich an. Mehr darüber findest Du im Kapitel Grundlagen. Diese Einteilung ordnet den Garten, was gut für uns Menschen ist. Und sie schafft eigene Freiräume für Wildwuchs, was das ökologische Gleichgewicht unterstützt.

 

Für einen guten Effekt mache Deine Wildnis-Zone nicht zu klein, aber lass auch nicht alles Wildnis sein. Sonst fällt Dein Ernte-Ertrag auf ein Minimum wie es in reinen Naturgärten üblich ist.

 

In einer Wildnis-Zone schaffst Du den Wildtieren und Pflanzen ein kleines, nahezu naturbelassenes Biotop. Es spricht nichts dagegen, wenn Du dort zusätzlich etwas anpflanzt oder säst, was zu Deiner Landschaft und Umgebung passt. Was das ist, kannst Du bei Spaziergängen in nahegelegen Wäldern, Wiesen und an Heckenböschungen erkunden.

 

Ich für meinen Teil habe die Wildnis-Zonen auf bestimmte Bereiche im hinteren Gartenteil begrenzt. Es gibt „Unkraut-Beete“, die ich nur einmal im Jahr mähe und einige Totholzhaufen, die ich nicht mehr umschichte. Außerdem habe lasse ich einige Blumenstauden relativ wild wachsen.

 

Es funktioniert. Jedenfalls werden meine „Probleme im Garten“ von Jahr zu Jahr weniger, während beispielsweise die Schmetterlinge zunehmen und der Ertrag immer mehr wächst. Und genau das macht ein gutes Ökosystem aus: Sobald es funktioniert, denkst Du nicht mehr darüber nach.


Ökosysteme in kleinen Permakultur-Gärten

Dann kannst Du die Einteilung in Permakultur-Zonen vergessen. Dein Garten gibt sie nicht her. Wähle statt dessen bewusst einige Permakultur-Elemente aus, die zu Dir und Deinem begrenzten Platz passen.

 

Wenn Dein Garten beispielsweise zu klein für eine Wildnis-Zone ist oder eine Totholz-Hecke in Deiner Wohngegend einen Shit-Storm nach sich ziehen würde, dann verzichte darauf. Vielleicht kommt eine kleine blühende Blumenwiese viel besser an und lädt viele Deiner Mitmenschen zur Nachahmung und zum Mitmachen ein?

 

Bei aller Liebe zur Permakultur und dem Wunsch, ein gesundes kleines Ökosystem zu erschaffen: Gestalte Deinen Garten so, dass er Dir gefällt. Und das darf auch anders sein, als andere Permakultur-Gärtner es machen und es muss nicht mal streng nach Permakultur-Kriterien gearbeitet werden. Das ist besonders auf den kleinen Flächen wichtig, die zu Deinem direkten Wohnumfeld gehören. Du sollst Dich in Deinem Garten wohlfühlen, nicht andere.

 

Wenn Du das, was Du in Deinem Garten machst, mit Liebe und Überzeugung tust, wird sich auf die Dauer von selbst ein gutes, ökologisch wertvolles Gleichgewicht einstellen. Ich kenne viele Gärten, deren Gärtner noch nie das Wort Permakultur gehört haben und die trotzdem ein gutes Ökosystem haben und die aus dem Bauch heraus das Richtige tun. Im Zweifel: Hör auf Deinen Bauch und Deine Lebenserfahrung. Und manchmal auf das, was Deine Ur-Großmutter schon immer gesagt hat.  


Ökosysteme auf Terrasse und Balkon

Wenn Deine Permakultur sich auf Terrasse oder Balkon beschränkt, wird es in puncto Ökosystem minimalistisch. Wähle zum Beispiel als Permakultur-Element ein fahrbares Hochbeet mit Gemüse-Mischkultur. Dazu eine kleine Kräuterecke in Töpfen und ein paar blühende Blumenwiesen-Blumen im Balkonkasten. Nenne Dein kleines Pflanzen-Ensemble selbstbewusst eine Permakultur. Möglicherweise wird zu einem späteren Zeitpunkt mehr daraus. Zum Beispiel, weil Nachbarn beginnen, Dich nachzuahmen.

 

Diese kleinen und kleinsten Permakultur-Nischen haben einen nicht zu unterschätzenden Effekt auf Deine Umgebung. Denn sie ziehen das Leben an. Sie sind wunderhübsch. So hübsch, dass Deine Mitmenschen Dich nachahmen werden. Und eventuell ergibt sich das eine oder andere nette Gespräch.


Zusammenfassung

Gemüse-Garten mit Rehkitz
Reh mit Kitz im Permakultur-Garten

Alles hängt mit allem zusammen. Das Bild, das Du siehst, ist ein Gemüsegarten. Und es ist eine mehrfach genutzte Streuobstwiese. Und es ist ein Teil der wilden Natur. Es ist eine Form von menschlicher Kultur, Permakultur.