Morgenstimmung im Waldgarten neben dem Pilgerweg

Morgenstimmung
Romantische Morgenstimmung

So fühlt es sich an: Der Boden ist taunass. Es ist angenehm kühl. Die Insekten sitzen auf den Pflanzen. Sie warten,  bis die wärmende Sonne sie erwärmt. Erst dann fliegen sie los, von Blüte zu Blüte, von Halm zu Halm. Der frühe Morgen ist ein besonderer Moment - in jedem Garten.

 

Für mich ist es sehr schwer, Euch dieses besondere und einzigartige Gefühl zu vermitteln, dass morgens in einem Waldgarten herrscht. In einem Garten, in dem Obstbäume, Gehölze und Sträucher die Hauptattraktion bilden und in denen im Hochsommer die Farbe grün überwiegt. Alle Gehölze tragen essbare Früchte und Nüsse. Jedoch nicht alle zur selben Zeit. Und noch nicht einmal im selben Jahr.

 

Beispielsweise legen viele Apfel- und Birnenbäume nach einem ertragreichen Jahr wie dem letzten eine Pause ein. Dann ist da viel grünes Blattwerk und  wenn man Glück hat, ein paar wenige Äpfel.  Jedoch auf eine reiche Ernte warte ich in diesem Jahr vergeblich.

 

Zum Glück für  alle Permakultur-Gärtner gibt es Einweckgläser. Darin kann man den Überfluss verstauen, so wie er anfällt. Bei mir reicht dieser Vorrat für drei Jahre. So lange kann es dauern, bis die nächste große Ernte mit Tagen voller Einkochaktionen ansteht. Mit Tagen an denen man sich wünscht, die Bäume würden etwas weniger tragen und vor allem gleichmäßiger. Die alten Obstsorten haben ihren eigenen Rhythmus.

 

Dieses Bild stammt vom ökumenischen Pilgerweg direkt neben meinem Garten. Er führt von Heidenheim in Mittelfranken nach Eichstätt in Oberbayern und ist insgesamt 72 km lang. Dieser Pilgerweg ist der Hl. Walburga gewidmet. Hier, nur wenige Meter vom Kloster Heidenheim entfernt und direkt am Rand unserer Grundstücke, betreten die Pilger erstmals eine verwilderte Grünfläche mit gepflegtem und leicht begehbaren Rasenweg. Dieser steigt weiter auf, bis man sich dann ein Stück weiter oben auf einer Bank erholen kann. Diese Bank steht bereits auf einem ehemaligen Bundeswehrgelände, auf dem  Schafe und Ziegen weiden. Dort, ganz in der Nähe der Bank könnten sie auf den Hängen die Berghexe entdecken. Diese Berghexe ist ein unauffälliger brauner Schmetterling, der nahezu ausgestorben ist und einen ganz speziellen Lebensraum braucht. Und den findet dieser Schmetterling - den ich ab und zu in meinem Garten entdecke - auf den naturbelassen Berghängen etwas weiter oben.

 

Das gibt es zu entdecken:

Rechts läuft ein kleines Rinnsal. Es ist der Rest vom Bachlauf, der vom Herbst bis zum Frühsommer prächtig vor sich hinplätschert und aus der Erde im ungenutzten Waldanteil entspringt. Dieses Stückchen wilde Natur wird von der Gemeinde bewusst nicht bewirtschaftet. Darin vermute ich die Kreuzottern, die mich schon ein paar mal gebissen haben. Und hier ganz in der Nähe haben mein Mann und ich die selten gewordenen Bergmolche entdeckt. Schön, dass es noch Ecken gibt, die dermaßen ursprünglich sind. Die nicht bewirtschaftet werden und wo von Juni bis Juli die Glühwürmchen tanzen.

 

Links lässt eine Weide ihre Äste über den Weg hängen. Ihre Weidenkätzchen ziehen im Vorfrühling Massen von Bienen an. Ein weiteres Mal höre ich dieses Summen und Brummen von vielen Honigbienen im zeitigen Frühsommer, sobald die Essigbäume ganz in der Nähe in voller Blüte stehen. Eigentlich schade, dass ich jedes Frühjahr ein paar davon kappen muss, um mir den Zugang zum Haus zu erhalten. In der Blütezeit der Essigbäume hört es sich an, als wäre ein ganzer Bienenschwarm eingefallen.

 

Das wächst am Wegrand:

Sofern die Jahreszeit stimmt, wachsen an diesem Bach entweder eine einheimische Bachminze, Walderdbeeren und Mädesüß. Bärlauch findet sich an dieser Stelle nicht. Dafür aber Waldmeister - aber auch der erst am anderen Ende des Waldstückes. Was gibt es noch zu pflücken? Brennnesseln  natürlich und mehrere Sorten Taubnesseln. Denn zur Linken schließt sich ein weiterer Nutzgarten und ein Hühnergehege an.

 

Mein eigener Permakultur-Garten gleich neben dem Pilgerweg profitiert ebenfalls von diesem Biotop mit den vielen hohen Bäumen und den Bachlauf. Denn dadurch wird der Garten wird von Osten und Süden her beschatten. Das ist eine  Wohltat für viele Nutzpflanzen,  insbesondere in der heißen Jahreszeit. Allerdings muss ich auf viele der sonnenhungrigen Blumen verzichten, die ich in dann in anderen Gärten bewundern darf.

 

Außergewöhnliche Tierhaltung entlang des Pilgerweges in Heidenheim:

Gut eingezäunt und geschützt vor dem Zugriff anderer Menschen, wirst Du außer Hühnern unter Umständen weitere Tiere entdecken: Kängurus, sogenannte Wallabys aus Australien, Alpakas aus Südamerika und Truthähne, deren Vorfahren aus Nordamerika stammen. Hier bei uns geht man nicht in den Zoo. Man hält sämtliche Tiere artgerecht im eigenen Garten. Nicht immer alle auf einmal, doch immer so, dass Mensch und Tier gut zusammen leben können. So auch die Bienen des Hobbyimkers, für den man kurz vorher einen Abstecher in die Obere Steingrube machen muss. Die Bienen entdeckst Du zu Deiner rechten, kurz nach dem alten Friedhof.

 

Rascher Wechsel der Klimazonen:

Und dann das: Ein paar Meter weiter oben fühlst Du Dich plötzlich wie in einer anderen Klimazone, in der Schafe und Ziegen über die halb kahlen Hänge ziehen. Sie hinterlassen eine Landschaft, die ihresgleichen sucht. Mit lila Wiesensalbei und Quendel, der nach Zitrone riecht. Mit einer unvergleichlich großen Fülle von weiteren Faltern und Blumen. Nimm Deine Bestimmungs-App mit auf den Berg. Aber Achtung: Es gibt wenig Empfang dort oben.

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Schafberg 91719 Heidenheim

Ihr seht, auf diesem kleinen Stück vom ökumenischen Pilgerweg gibt es viel zu entdecken. Wenn Du möchtest, komm wandern und entdecke diese wundervolle Umgebung. 

 

Mein Tipp:

Beginne früh am morgen. Der besonderen Stimmung wegen. Zu dieser Tageszeit ist der anfängliche Aufstieg auf die Höhen des Schafberges am leichtesten. Genieße den Ausblick über ein grünes weitläufiges Teil, in dem nur wenige Menschen leben. Jetzt, gerade jetzt, kannst Du die Jungtiere der Greifvögel beobachten, die hoch oben ihre Runden drehen und mit ihren Rufen das Tal erfüllen. P.S. Festes Schuhwerk genügt.