Naturbrut – Hühner natürlich brüten lassen

Naturbrut – Hühner natürlich brüten lassen.

 

 

Woran erkenne ich, dass mein Huhn brütet?

Du kommst am späten Morgen in Deinen Stall und ein Huhn bleibt auf den Eiern sitzen, anstatt sofort mit den anderen zum Futtertrog zu rennen. Dann steht es doch auf und geht zum Futter. Am nächsten morgen das gleiche Spiel. Du überprüfst die Eier. Sie sind gut warm und feucht. Es könnte sein, dass Dein Huhn brütet – oder auch nicht. Warte ein paar Tage. Dann bemerkst Du, dass dieses Huhn unleidlich wird. Es gluckt und faucht aus dem Rachen, sobald Du den Stall betrittst. Aber die Eier sind seit Stunden kalt. Du sammelst die Eier ein und das Huhn vergisst, dass es brüten wollte. Nach ein paar Tagen oder Wochen fängt diese Henne wieder an, sich seltsam zu benehmen. Sie wird richtiggehend zickig. Möglicherweise herrschte in den Tagen zuvor ein sehr heißes Wetter: Die sprichwörtliche „Bruthitze“, die auch uns Menschen zusetzt.

 

Nun, nach ein paar Tagen oder Wochen macht sich diese Henne erstmals eine ordentliche Mulde in der Streu zurecht. Vorzugsweise in einer dunklen Ecke. Sie versammelt die Eier unter ihrem Körper. Die liegen nicht mehr halb verstreut um sie herum. Das war nämlich noch so, als sie das Brüten übte und nicht wusste, wie sie es anstellen sollte.

 

Sie steht in den ersten Tagen weiterhin auf, wenn Du den Stall betrittst und alle Hühner gemeinsam fütterst. Du belässt die Eier, wo sie sind. Die anderen Hühner legen ihr täglich ein paar weitere hinzu. Lass nicht zu, dass Dein Huhn mehr Eier ausbrüten muss, als sie mit ihrem Federkleid bedecken kann.

 

Dann kommt der Tag, an dem die Henne sitzen bleibt. Sie plustert sich auf und gluckt Dich missmutig bis halb aggressiv an. Du hörst weniger ein freundliches „gluck, gluck“, als ein tiefes Fauchen aus ihrem Rachen. Sobald Du Dich näherst, senkt sie drohend den Kopf und plustert sich so weit auf wie es geht. Ab jetzt ist es gefährlich, ihr ein weiteres Ei zuzuschieben. Lass sie am besten in Ruhe. Wenn Du Dich ihr unbedingt nähern musst, ziehe gute Arbeitshandschuhe an. Sie wird nach Dir picken.

 

Welche Hühner brüten gut?

Wenn Du Dich für die Naturbrut entscheidest, kaufe Dir Hühner, die gut brüten. Hybrid-Hühner eignen sich am wenigsten. Ihnen ist der Bruttrieb in der Regel ganz abhanden gekommen. Eine Ausnahme bilden Sussex-Hybriden. Von ihnen werden mit viel Glück ein paar gegen Ende der Saison brütig. Mir ist geschieht gerade dieses seltene Glück. Ich kann es kaum fassen. Zwei meiner 6 Hennen haben sich hingesetzt und gehen nicht mehr von den Eiern runter. Sie sind dabei äußerst grantig und zickig – mehr als alle anderen Bruthennen, die ich vorher hatte. Am besten lasse ich sie ganz in Ruhe. Mal sehen, ob die beiden die vollen 21 Tage bis zum Schlüpfen durchhalten und dann auch noch ihre Küken gut versorgen.

 

Die besten Erfahrungen habe ich mit Zwergseidenhühnern gemacht. Diese brüten alles aus, was man ihnen unter die Flüge steckt. Das könnten auch Enteneier sein. Es ist ihnen egal, wie groß ihre Küken nachher werden. Sie pflegen alle ihre Küken aufopferungsvoll. Auch Orpington-Hennen brüten gut. Allerdings vergessen diese es, mindestens einmal täglich aufzustehen, um etwas zu essen, zu trinken, sich das Gefieder auszuschütteln und die Eier zu wenden. Das musst Du alles für sie übernehmen: Sprich die mehr oder weniger zahme Henne mit Arbeitshandschuhen vom Nest heben, zum Futtertrog tragen und die Eier wenden. Wenn die Küken dann schlüpfen, sind die lieben Orpingtons schwer erschöpft. Sie robben über den Boden und können kaum noch laufen. Das hatten meine Seidenhühner viel besser drauf. Sie waren fit und fürsorglich. Als gute Hühnerrassen für die Naturbrut gelten:

 

  • Australorps
  • Wyandotten
  • Brahma
  • Cochin
  • Orpington
  • Seidenhühner
  • Zwerg-Welsumer
  • Sussex

Ein weiterer Aspekt ist die Häufigkeit, mit der vorher die Brutmaschine zum Einsatz gekommen ist. Je öfter eine Zuchtreihe mit der Brutmaschine ausgebrütet wurde, desto mehr sinkt die Fähigkeit zu brüten ab. Dies lässt sich mit viel Geduld wieder umkehren, wenn man die Hühner wieder natürlich brüten lässt und Rückschläge dabei in Kauf nimmt.

 

Hühner zum Brüten anregen

Füttere Deine Hühner gut, ohne sie zu überfüttern. Das bedeutet ein gutes Körnerfutter plus eine Beigabe von etwas Gemüse und Obst. Hühner, die zu stark gefüttert werden, legen sehr große und sehr viele Eier. Die Küken, die daraus schlüpfen, sind von Anfang an zu dick. Portioniere Dein Futter so, dass Deine Hühner alle ein bis zwei Tage ein mittelgroßes Ei legen. Die Küken sind später agiler und gesünder.

 

Futter, das Gen-Soja enthält hat bei mir zu vielen Behinderungen bei den Küken geführt. Die Schlupfrate war geringer und die Überlebensfähigkeit sank rapide. Nimm Futter aus Deiner Region, das wenig bis gar keine Pestizide enthält. Je weniger Pestizide enthalten sind, desto gesünder und zahlreicher sind nachher Deine Küken. Hühner, die ihr Leben lang pestizidhaltiges Futter gegessen haben, produzieren später vermehrt Küken, die krank oder nicht lebensfähig sind.

 

Deine Hühner werden von sich aus brüten, wenn die Tageslänge und die Umgebungstemperatur stimmen. Sie fangen an zu legen, sobald der Winter sich dem Ende neigt. Sie beginnen mit der Brut sobald die ersten warmen Frühlingstage da sind. Im Sommer brüten auch einige, wenn es eine „Bruthitze“ gibt. Die nächste Hauptbrutzeit ist, wenn im Spätsommer die Temperatur wieder auf ein normales Maß absinkt und die Tageslänge in etwa so lang ist wie im Frühling. Ein paar Hühner beginnen sehr spät, so Ende Oktober. Das solltest Du nur zulassen, wenn Dein Stall gut gegen die kalte Winterwitterung geschützt ist.

 

Meine Lieblingsmethode, um meinen Hühner zum brüten zu animieren ist: Ich gebe ihnen das Futter und Wasser für mehrere Tage. Das Wasser bleibt frisch, wenn ich es hoch genug aufstelle und einen Schluck Essig dazumische. Dann lasse ich die Hühner in Ruhe. Sie dürfen mit den Eiern machen, was sie wollen. Ich sehe kurz nach den Hühnern, betrete den Stall aber nicht. Je mehr Ruhe ich den Hühnern gönne, desto eher besinnen sie sich auf das, was sie normalerweise tun möchten: Brüten.

 

Hühner vom Brüten abhalten

Das kann notwendig sein, wenn ein Huhn zur Unzeit im eiskalten Februar zu brüten beginnt und Du keine zusätzliche Wärmequelle für Huhn und Küken bereitstellen kannst. Nimm ihm die Eier weg und setze das Huhn in den Stall nebenan um. Aber bitte so, dass es Sichtkontakt zur Herde hat. Sonst vergessen die anderen Hühner ihr Familienmitglied und lassen es später nicht mehr zurück. Ein Huhn, das nicht brüten darf, wird verzweifelt nach seinen Eiern suchen oder sogar ohne Eier in einer Ecke weiterbrüten. Nach einigen Tagen lässt der Bruttrieb von selbst nach. Dann wird das Huhn wieder recht unleidlich. Nachdem es sich beruhigt hat und nur noch normale Töne von sich gibt, darf es zurück in seine Herde. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis es wieder mit dem Eierlegen beginnt. Das ist normal und kein Grund zur Beunruhigung.

 

Einige ältere Hühnerhalter empfehlen, ein brütiges Huhn für drei Tage unter einen dunklen Korb zu stecken. Ich habe das mal probiert und ein Huhn für drei Tage in einen kleinen abgedunkelten Stall gebracht. Erstens hat es nichts gebracht und zweitens halte ich es für unnötig quälend. Für mich und das Tier gleichermaßen.

 

Was braucht ein brütendes Huhn?

Ruhe und nochmals Ruhe. Sowie einen eigenen Stall mit Sichtkontakt zur Herde. Es gibt Hühner, die brüten friedlich zusammen in einem Nest. Ich lasse sie. Dann gibt es solche, die gehen zum Nest der anderen Henne hin und versuchen ihr, die Eier wegzunehmen. Das ist nicht schön mit anzusehen, wie ein Huhn auf das andere einpickt, das wiederum verzweifelt seine Eier schützen will.

 

Dasselbe Drama läuft manchmal ab, sobald die Küken schlüpfen. Einige Mütter-Hühner führen ihre Küken gemeinsam. Da weiß man bald nicht mehr, welches Küken zu welcher Henne gehört. Andere Hühner bekämpfen die Küken der anderen bis auf den Tod. Sie hacken sie tot. In diesem Fall muss man die eine Henne und ihre Küken schnellstens in einem anderen Stall in Sicherheit bringen. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt also pro Stall nur eine Henne brüten. 

       

Wo brüten Hühner?

In der Naturbrut beginnen die Hennen dort zu brüten, wo sie auch ihre Eier legen. Gut ist, wenn sie aus Einstreu ein eigenes Nest bauen können. Und wenn dieses Nest ebenerdig ist, damit frisch geschlüpfte Küken den Weg zurück zur Mutter bewältigen können. Da ihr die anderen Hühner täglich neue Eier unterschieben, muss die Bruthenne von der Herde getrennt werden. Sonst würde das arme Tier nämlich alsbald auf einem ganzen Eierberg sitzen. So etwas überfordert jedes Huhn und hätte zur Folge, dass sie endlos weiter brütet. Währenddessen könnten die ersten Küken verhungern, weil die Mutter das Nest nicht verlassen will. Falls Deine Henne keine anderen Eier annimmt, ist das eher ein Glücksfall.  

       

Wie trenne ich die Henne von der Herde?

Da Mütter-Hühner sehr wehrhaft gegen Artgenossen und Menschen sind, trage ich dabei immer Handschuhe. Am einfachsten ist es, alle nicht brütenden Hühner und den Hahn zu verlegen, anstatt die Glucke auch nur zu belästigen. Der beste Zeitpunkt dafür ist abends in der Dunkelheit oder ganz früh am Morgen, wenn die lieben Hühner noch schlaftrunken sind. Oder ich nehme gleich den Futtertrick. Der funktioniert gut, solange die Henne noch auf den Eiern sitzt. Alle Hühner rennen nämlich ratzfatz zum Futter, während das Mutter-Huhn lieber sitzenbleibt und kein Auge von den Eiern lässt. Und dann mache ich die Tür zwischen den Ställen zu.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Das ist auch der Grund, warum es meiner Meinung nach getrennte Ställe mit Sichtkontakt braucht.  Ich habe eine leicht schwingbare Tür, deren hohe Schwelle von den erwachsenen Hühnern problemlos übersprungen werden kann, während die Eier und noch nicht flugfähigen Küken auf der anderen Seite zurückbleiben müssen. Falls die Mutter-Henne sich als Rabenmutter erweist und ihre Eier oder Küken des Futters wegen zurücklässt, kann ich sie schnell zurückbringen. Was wegen der Gemütsverfassung der Mutter natürlich nicht ohne Protest-Gegacker von sich geht. Von daher trenne ich die Herde lieber frühzeitig während die Eier noch bebrütet werden und nachts im Dunkeln. Eine Taschenlampe reicht da völlig und die Hühner werden nicht richtig wach.

   

Früher empfahl man in Sachbüchern, die Henne und ihre Eier wegzutragen. Ich habe es versucht. Das hatte zur Folge, dass die Henne ihre Eier nicht mehr wieder erkannte und unbedingt zurück in ihr eigenes Nest wollte – in dem natürlich keine Eier mehr lagen. Bis ich das korrigiert hatte, waren die Eier kalt und der Bruttrieb erloschen. Deshalb entferne ich seitdem die Herde und lasse die Bruthenne, wo sie ist.

 

Später, wenn die Küken geschlüpft sind, darf die Herde keinesfalls zu früh zurückkommen. Die anderen Hühner würden die kleinen Küken töten, weil sie keine „Konkurrenz“ dulden. Da kann auch der Hahn nichts ausrichten, der das natürlich verhindern will. 

 

Was tue ich, wenn die Küken schlüpfen?

Meine Empfehlung: Tue nichts und sieh´ nicht hin. Die Küken schlüpfen von Tag 21 bis Tag 23. Je nachdem, wann die 21 Tage Brutzeit um sind. Ich stelle der Henne eine flache Wasserschüssel hin, in der die Küken nicht ertrinken können und ebenso eine flache Schale mit feinem Körnerfutter. Ich schaue nicht unter die Flügel, ob da schon Küken drunter sind. Ich lasse keinen menschlichen Besuch zu. Niemand sollte in dieser Zeit die Henne stören oder beunruhigen.

 

Weil die Küken einen Dottersack haben, muss ich mich um die Versorgung der Kleinen keine Sorgen machen. Sie brauchen nichts als die Wärme ihrer Mutter. Nur wenn sich ein Küken völlig unglücklich im Stall „verlaufen“ haben sollte, trage ich es kurz in Richtung seiner Mutter zurück. Aber im Allgemeinen gilt: Die Küken müssen von alleine lebensfähig sein.

 

Am Ende von Tag 23 nehme ich der Henne alle restlichen Eier weg. Manche Hühner bleiben auf toten Eiern sitzen und vernachlässigen dadurch ihre Küken sträflich. Sobald diese Eier weg sind, wird die Henne aufstehen und mit ihren Küken das Nest verlassen. Sie zeigt ihnen, wo Futter und Wasser sind und wird sich an einer anderen Stelle im Stall mit ihren Küken niederlassen.

 

Wie lange führt die Henne ihre Küken?

Die Henne führt die Küken, bis deren Gefieder fast vollständig geschlossen ist. Das kann je nach Sorte schon mal zwei Monate dauern. Je besser Du fütterst – nämlich eiweißhaltiges Kükenfutter oder gutes Legemehl – desto schneller geht es. Wenn Du weniger eiweißhaltig fütterst, wachsen die Küken langsamer heran, werden dafür aber robuster. Gib den Küken und ihrer Mutter von Anfang an viele verschiedene Futtermittel. Was sie als Küken kennenlernen, essen sie später problemlos. Brennnessel und Quark sind alte Hausmittel, die Küken in den ersten Tagen stärken. Ebenso ein paar Krümel gekochter Eier.

 

Was muss ich tun, wenn die Küken groß werden?

Sobald die Jungtiere in die Pubertät kommen (das hörst Du daran, dass sie viel schnattern und „erzählen“), verliert die Bruthenne das Interesse an ihren Küken. Nun können sie getrennt werden. Bei den meisten Sorten kannst du bereits sehen, welche Tiere männlich und weiblich sind. Trenne sie voneinander. Lass sie weiter heranwachsen, aber ohne sie der alten Herde hinzuzufügen. Das machst Du erst, wenn sie groß und stark genug sind, um das anfängliche Hacken der alten Hühner zu überstehen.

 

Behalte von den männlichen Tieren nur die zweitschönsten und  die zweitkräftigsten. Die schwächeren werden noch vor der vollen Geschlechtsreife zu Brathähnchen. Die stärksten und schönsten Hähne haben manchmal einen Testosteron-Überschuss oder andere Schäden und könnten Dich später angreifen, wenn Du die Eier holen willst oder den Stall betrittst. Darum sind sie entweder Kandidaten für die Hühner-Show Deines Vereines oder für den Kochtopf. Die weiblichen Tiere werden frühzeitig farbig beringt und der alten Herde hinzugefügt, sobald sie fast so groß sind wie die älteren Hühner. So kannst Du später genau sehen, welches die Jungtiere und welche die Alttiere sind.

 

Wann brüten Hühner aus Naturbrut erstmals?

In der Naturbrut dauert es bis zum nächsten Frühling, bis die  weiblichen Jungtiere selbst zu brüten beginnen. Hühner, die im Frühjahr schlüpfen, legen ihre ersten Eier meistens im späten Herbst und machen dann zusammen mit allen anderen Hühnern eine Legepause im Winter. Hühner, die erst im Sommer oder zum Herbstanfang ausgebrütet wurden, legen erstmals im nächsten Frühjahr. Alle Hühner aus der Naturbrut werden erst im folgenden Frühjahr selbst zu brüten beginnen

 

Wie hoch ist die Schlupfrate bei Naturbrut?

Die Schlupfrate bei der Brutmaschine liegt realistisch gesehen bei durchschnittlich bei 75%, wenn man alles richtig macht. Bei der Naturbrut bleiben viel weniger Eier übrig. Gut ist, wenn nachher 50% schlüpfen und gesund sind. Man schaut ja schließlich nicht nach, welche der bebrüteten Eier befruchtet sind und welche nicht. Die Henne sortiert diese toten Eier nach und nach selbst aus. Sie verzehrt sie oder wirft sie aus dem Nest. Außerdem können Störungen während der Brutzeit die Schlupfrate erheblich senken. Dazu kommt noch, dass viele Hühner bei ihrem ersten Brutversuch gänzlich versagen. Erst beim zweiten Versuch sieht man, wie gut die jeweilige Henne brütet. Unter den Hühnern gibt es wahre Meisterinnen und echte Stümperinnen. Fördere die Hennen, die gut brüten. Die Stümperinnen dürfen die Eier dafür legen.

 

Du kannst Deinen Hühnern helfen, in dem Du für viel Ruhe, einen sauberen Stallt, frisches Futter und frisches Wasser sorgst. Gräme Dich nicht, wenn es in den ersten Jahren nicht so gut klappt oder eine Henne mit nur zwei Küken ihre Runden durch Stall oder Auslauf dreht. Ihr braucht beide Erfahrung – Du und Deinen Hühner – damit die Naturbrut zum Erfolg wird.

 

Wie und wann kann ich Eintagsküken unterschieben?

Vom 21. bis zum 22 Tag, also den Haupttagen des Schlupfes kannst Du in der darauffolgenden Nacht ein paar zugekaufte Eintagsküken vom Händler der brütenden Henne unter die Flüge schieben. Sie bemerkt es kaum, weil sie schläft. Am nächsten Morgen wacht die Henne auf und nimmt diese Küken an, als wären es ihre eigenen. So kannst Du Dir eine weitere Rasse in den Stall holen oder die gleiche Rasse mit neuen Genen auffrischen. Denn auf die Dauer ist es nicht gesund, immer wieder denselben Hahn mit den immer gleichen Hühnern und ihren Nachkommen zum verpaaren. Ich gebe für ein Seidenhuhn nicht mehr als 5 oder 6 Fremd-Küken mit hinzu und für ein normales Huhn nicht mehr als 10 Eintagsküken in die Adoption.

 

Worauf muss ich sonst noch achten?

 Auf die aktuelle Hygieneschutzverordnung für Geflügelhalter inklusive Kleinbetriebe. Stichwort Bio-Sicherheit. Die hat etwas mit der herannahenden Vogelgrippe-Pandemie zu tun, die unsere Landesväter und Gesundheitsämter schon jetzt in Angst und Schrecken versetzt. Davon gibt es jeweils zwei Stück. Eine für Dein Bundesland und eine für Deinen Landkreis. Die zweite enthält Ausführungen und Anordnungen, die Deine Ortschaft betreffen können. Falls sich etwas ändert - was tagesaktuell passieren kann - werden diese  im Amtsblatt vor Ort oder in Deinem Bundesland mit nahezu sofortiger Wirkung veröffentlicht.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     In meinem Fall heißt das: Ich gehe in den Stall, als wenn ich eine Corona-Intensivstation betreten würde. Ich trage volle Schutzausrüstung. Overall, Schutzbrille mit Spritzschutz, FFP2-Maske und höher, Handschuhe und Gummistiefel. Vor dem Stall ist ein Schleusenbereich. Mit Reinigung für die Schuhe, Umkleidemöglichkeit, Handwaschbecken und Desinfektion. Den Overall werfe ich anschließend weg oder stecke ihn sofort und ohne Umwege in die Waschmaschine. Könnt ihr Euch das vorstellen?!  Ich auch nicht. Es ist aber so. Und weil das so ist, habe ich derzeit keine Hühner, so leid es mir tut. Ich warte darauf, dass wieder ein normaler Umgang mit den Hühnern möglich wird. Auch im Winter, wenn die Ämter besonders scharf kontrollieren.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Was ich auf alle Fälle beibehalten werde, ist die für Kleinbetriebe geforderte Schadnager-Bekämpfung und den Mundschutz, sobald ich ausmiste. Das Hanta-Virus macht sich hier örtlich breit. Hanta-Viren werden von Mäusen übertragen und sind kein Kinderspiel. Von daher macht das mit der Schutzausrüstung derzeit sogar Sinn. Selbst bei hochsommerlichen Temperaturen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Bei meinem Wiedereinstieg muss ich mich bei drei Ämtern melden. Der Tierseuchenkasse, dem Veterinäramt und dem Amt für Ernährung und Landwirtschaft. Falls Du noch keine Ahnung hast, ob das bei Dir auch so ist, erkundige Dich. Denn noch ist Zeit, alles vor der nächsten Vogelgrippe-Saison in Ordnung zu bringen. Jedenfalls bei mir sind die Ämter derzeit sehr hilfreich. Die wollen einfach, dass nichts anbrennt.

 

 

Ich hoffe, der kleine Exkurs in die Naturbrut hat Euch gefallen. Viel Erfolg damit!